"Es war eine kalte, neblige Nacht. Unser Zug kam an einem kleinen, schwach beleuchteten Bahnsteig in der Nähe der Grenze zum Stehen. Männer in schwarzen Trenchcoats betraten unseren Waggon und blockierten alle Ausgänge. "Passport!". Schnell reichten wir unsere westdeutschen Dokumente. Wir hatten unser Visum. Wir hatten nichts zu befürchten. Und doch taten wir es. Eine grimmige Kontrolle später hielten wir unsere wertvollen Ausweise wieder in den Händen. Als die jugoslawischen Grenzbeamten weg waren, hörten wir einen Schrei vom Bahnsteig. Eine junge blonde Frau wurde aus dem Waggon neben uns gezerrt. Wir sahen, wie sie weinend von zwei Trenchcoats weggetragen wurde, als unser Zug seine Reise durch den Eisernen Vorhang fortsetzte..."
Dies sind meine Erinnerungen an meine letzte Reise durch die Balkanstaaten im Südosten Europas. Es war 1987 und unsere Schulklasse reiste mit dem Zug von Nord-(West-)Deutschland in die Türkei. Die billigste Route war eine 48-stündige Non-Stop-Reise quer durch Jugoslawien. Der Staat war Teil des Sowjetblocks, was für uns Kinder dunkles Territorium war. Albanien, nun ja, das war noch abgelegener und wurde weitgehend mit Kriminellen und verrückten Herrschern assoziiert.
Hin kommen...
Mehr als 30 Jahre später würde unsere Reise nach Albanien wesentlich entspannter verlaufen. Inzwischen hat sich Jugoslawien in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien aufgespalten. Von unserem Wohnort aus ist Albanien ein 2000 km langer Roadtrip durch sechs Länder, also schauen wir uns das zuerst an.
Tag 1: 700km / 7h20 Fahrzeit / 1h20 Pausen
Deutschland (D)
EU Schengen
€
kein Tempolimit auf der Autobahn
Regenschauer fast den ganzen Tag. Wir übernachteten auf einem Campingplatz kurz hinter der österreichischen Grenze.
Tag 2: 560km / 6h45 Fahrzeit / 1h15 Pausen
Österreich (AT)
EU Schengen
€
130 km/h Autobahn-Tempolimit
Slowenien (SLO)
EU Schengen
€
130 km/h Autobahn-Tempolimit
Kroatien (HR)
nicht EU Schengen
Kuna (HRK)
130 km/h Autobahn-Tempolimit
Obwohl nicht Mitglied der EU, gibt es keine Grenzkontrollen zu EU-Ländern.
Bosnien und Herzegowina (BIH)
nicht EU kein Schengen
Mark (KM)
130 km/h Autobahn-Tempolimit Grüne Karte erforderlich (an der Grenze)
Ja, BIH haben noch die Mark. Sie heißt zwar nicht Deutsche Mark, sondern Konvertible Mark, aber ihr Wert ist genau das, was die Deutsche Mark war: 1,95583 KM = 1€. Sehr einfach zu handhaben für uns Deutsche :-)
Regenschauer fast den ganzen Tag. Sehr kleiner Zeltplatz. Tolles Abendessen in einem nahe gelegenen Restaurant. Wir konnten die Speisekarte nicht verstehen, aber der Besitzer zeigte auf einen Eintrag und sagte, es sei ein Pfund Fleisch für zwei. Es war wahrscheinlich ein Pfund für jeden. Köstlich.
Tag 3: 310km / 5h30 Fahrzeit / 1h30 Pausen Wir nahmen eine malerische Route durch Bosnien und Herzegowina und besichtigten ein paar Sehenswürdigkeiten in Jajce.
Tag 4: 85km / 2h30 Fahrzeit / 1h15 Pausen
Montenegro (MNE)
nicht EU kein Schengen
€
keine Autobahnen :-)
Nicht Mitglied der EU oder Schengen, aber sie haben den Euro.
Je weiter man nach Osten kommt, desto langsamer kommt man voran. Teilweise wegen der Größe und des Zustands der Straßen, teilweise weil man die Landschaft genießt. Nach einer kurzen Fahrt fanden wir einen Campingplatz und machten eine Wanderung im Durmitor NP.
Tag 5: 185km / 4h10 Fahrzeit / 1h20 Pausen
Albanien AL
nicht EU kein Schengen
Lek
120 km/h Autobahn-Tempolimit Grüne Karte erforderlich (an der Grenze)
Vorsicht: Die Währung ist der Lek, der neue Lek. Es gibt auch den alten Lek, in den Köpfen der Leute. Der ist das Zehnfache des neuen Lek. Wenn Euch ein viel zu hoher Preis genannt wird, ist es wahrscheinlich keine Abzocke, sondern nur der alte Lek. Wenn Ihr dann nur 1/10 des geforderten Preises (in neuen Lek) bezahlt, wird niemand böse sein. Und gebt kein Trinkgeld. Das gilt als unhöflich. Ich mag das.
Die meiste Zeit der Fahrt war noch in Montenegro. In Albanien schlugen wir unser Lager im wunderschön abgelegenen Vermosh-Tal auf. Am nächsten Tag brauchten wir 2h30 plus 1h30 Pausen, um 85 km nach Shkodra zu fahren, wo wir unsere 4x4-Gruppe trafen, mit der wir die kommenden zwei Wochen verbringen wollten.
Insgesamt brauchten wir also 1860 km in fünf Tagen, um nach Albanien zu gelangen, mit etwa 33 Stunden auf der Straße, einschließlich sechs bis sieben Stunden Pausen.
... und wieder zurück
Griechenland: Gute Bäckereien und Brot - wer hätte das gedacht ;-) Fähre von Igoumenitsa nach Ancona. Italien: Komplettes Chaos auf dem Autodeck der Fähre, als "alle" auf einmal losfahren wollten... Kilometerlanger Stau vom Hafen in die Stadt... Schnellstraßen und Autobahnen in einem furchtbaren Zustand, wo man sich deswegen freiwillig an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält... Später am Abend waren wir auf dem Weg zu einem Bauernhof-Campingplatz (Agriturismo). Das Fahren mit nur 7 km/h über dem Landstraßen-Tempolimit von 70 km/h brachte uns ein schönes Farbfoto für nur 60€ ein...
Fun Facts
Obwohl ich (Frank) Deutscher bin, habe ich diesen Bericht zunächst auf Englisch geschrieben, um ihm einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Und weil sich manches auf Englisch leichter schreibt, als auf Deutsch - z.B. "zugänglich machen"...
Aber auch als Experiment. Ich habe nämlich anschließend den gesamten Fließtext von deepl automatisch ins Deutsche übersetzen lassen. Alles was ihr oben gelesen habt, ist das Ergebnis. Lediglich zwei oder drei ganz kleine Änderungen habe ich gemacht, die aber fast Geschmackssache waren.
Ich finde das schon sehr erstaunlich. Auch in Details. So wurde z.B. das "Passport!" der wörtlichen Rede nicht in z.B. "Ausweis!" übersetzt, schließlich hatte er das ja auch nicht gesagt. Noch Mitte 2019 hätte eine Übersetzung von z.B. google translate lediglich für eine Menge Erheiterung gesorgt. Und weil Ihr bis hierhin gelesen oder zumindest gescrollt habt, gibt es zur Belohnung hier die Versuche googles unsere Bosnische Speisekarte zu übersetzen :-) Die Varianten entstanden lediglich durch kleine Vertipper oder die Reihenfolge mancher Worte.